Klar wollen wir!
Und so kam ’s Gärtle an zwei Säcke voll Schafswolle aus dem Rückbau des Kunstprojekts Tribute to Oud, das die Künstlerin Folke Köbberling für den KV Neuhausen konzipiert und im vergangenen Jahr auf den Fildern realisiert hatte.
Nun verbuddeln wir neuerdings also auch Kunst!
Denn als „Rohstoff 3. Ordnung“ bringen wir die Wolle in und auf unsere Beete – ganz im Sinne der Künstlerin, die sich u.a. mit Ressourcenverbrauch und Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Für Architektur und Kunst experimentiert sie mit „unterschätzten Ressourcen“. Den „Oud-Pavillon“ – Eins-zu-Eins Modell des Grundrisses eines der von J.J.P Oud für die Weißenhof-Siedlung entworfenen Reihenhäuser – errichtete sie nachhaltig und rückbaubar aus recyceltem Holz, Lehm und eben Schafwolle. Ouds Reihenhäuser im Stuttgarter Pankokweg wurden vor fast einem Jahrhundert aus Beton gebaut – dem Werkstoff, dessen Ökobilanz in Zeiten dringlicher Umwelt- und Klimaschutzziele zunehmend problematisiert wird…
Nachhaltigkeit, Upcycling und ein schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen sind auch Leitmotive im Gemeinschaftsgärtle. Und experimentierfreudig sind wir Gemeinschaftsgärtner:innen ohnehin. Deshalb freuen wir uns „tierisch“ über das Geschenk, das uns obendrein geliefert wurde! Herzlichen Dank.
Wir probieren in diesem Jahr erstmals aus, wie sich Schafwolle als Langzeitdünger und Mulchmaterial für unsere Pflänzchen macht. Anfang Mai haben wir ein neues Beet angelegt und eine Schicht Schafwolle eingearbeitet. Auch unter dem Substrat in den Pflanztrögen und -kübeln für Tomaten & Co. liegt Wolle und in den Beeten wird für vorgezogene Setzlinge manches Pflanzloch damit ausgekleidet.
Schafwolle soll nämlich einiges bieten. Mit ihrer Zersetzung im Boden sind zahllose Mikroorganismen über Monate beschäftigt und erschliessen die wertvollen Nährstoffe wie Kalium und Stickstoff. Insbesondere starkzehrende Pflanzen werden so die ganze Saison über gut versorgt. Außerdem lockert die Schafwolle den Boden und speichert Wasser, was den Pflanzen zugute kommt. Wir sind jedenfalls gespannt und dokumentieren unser Experiment „Schafwolle“.
Beim Einsatz von Wolle als Mulch scheiden sich allerdings die Geister: unter Erdbeeren überzeugt Stroh schon optisch und haptisch gegenüber zerpflückt und gerupften Tierhaaren.
Übrigens…
Für die auf Wochenende terminierte Schafskälte scheint ein Temperatursturz auszubleiben; die Wetterprognosen versprechen Sonne und sommerliche Temperaturen. Ab in den Garten!